Gründung und Entwicklung

Es war gewiß nicht rein zufällig, wenn gerade in den Folgejahren der beiden großen Kriege Vereine, zumal gesellige Vereine und gerade Sportvereine, wie Pilze aus dem Boden schossen. Der ungeheure Nachholbedarf an lockerer, unverbindlicher Geselligkeit und spielerischer Betätigung führte überall und allenthalben zu Gründungen vereinsgleicher Zusammenschlüsse. Auch in Niederklein waren jene Motive, der Mangel an geeigneten Freizeitangeboten, fehlende Möglichkeiten des Zeitvertreibs überhaupt, Arbeitslosigkeit bestimmte weitgehend das Leben vieler Familien um 1920, und nicht zuletzt die Freude am Sport schlechthin Auslöser dieser Entwicklung. Noch verstärkt wurde diese Bewegung durch die Eindrücke und Erfahrungen vieler Einheimischer Männer, die in diesen Jahren notgedrungen im Westfälischen und im Ruhrgebiet, wo der Fußball bereits eine dominierende Rolle spielte, Arbeit und Brot gefunden hatten. Es war am 2. Osterfeiertag des Jahres 1921, als beherzte Fußballfreunde in der großen Nähstube des Schneidermeisters Robert Schmitt, dessen Räume dann später einmal das Vereinslokal des SV Rot-Weiß werden sollten, den Verein aus der Taufe hoben. Männer der ersten Stunde, die z. T .die Gründungsversammlung mitgemacht hatten und den Fußball im Ort in den Jahren 1921 bis 1926 prägten, waren: Eduard Koch, Franz Möser, Josef Wachtel, Bernhard Schneider und Heinrich Nahrgang.
Zu ihnen stießen schon bald: August Schmitt, Artur Schmitt, Albert Schmitt, Wilhelm Schmitt, Wilhelm Helfenritter, Ludwig Helfenritter, Wilhelm Fischer, Ludwig Feußner, Peter Wieber und andere.In der damaligen Zeit standen Probleme in Zusammenhang mit einem geeigneten Spielgelände meist im Vordergrund. In Eigenleistung mussten die Grundstücke meist unter vielen Mühen hergerichtet werden. Die ersten Spielmöglichkeiten entstanden auf der " Speck"" in der "'Radebach"", später auch auf der ""Neuen Gemeinde"" Diese Unannehmlichkeiten taten jedoch der rasanten Entwicklung des Vereins keinen Abbruch, konnte man doch in den Folgejahren seine Kräfte mit den ebenfalls entstandenen Nachbarvereinen messen. Namen, wie Oskar Schmitt, Walter Mönninger, Fritz Mönninger, Wilhelm Dietz, Fritz Zernov, Georg Gruß, Heini Nahrgang, Paul Koch, Fritz Botthof, Pius Höpp, Heinrich Becker, Philipp Nolte, Engelbert Koch, Hermann Maus, Gregor Maus u. a., stehen für den positiven Leistungsstand der Mannschaften in dieser Zeit.

 

Die erwähnten Schwierigkeiten wegen des Sportgeländes fanden erst im Zuge der Gemarkungsneuordnung (1927-1932) mit der Zuteilung einer Parzelle ""in unmittelbarer Nähe des Wasserbehälters und der Mädchenschule"" ein Ende. Ein Spielbetrieb war jedoch noch nicht möglich, auch brachten die politischen Geschehnisse der Jahre 19331939 (Gleichschaltungstendenzen), sowie der anschließende 2. Weltkrieg das Vereinsleben fast völlig zum Erliegen.
Einen neuen Anfang wagten im Jahre 1945 wieder einige junge Männer , trotz der damaligen Einschränkungen und Kontrollen der alliierten Siegermächte bei Gründung neuer Vereinigungen. Motor der Vereinsentwicklung in dieser Zeit war besonders Alfred Maus, der zusammen mit engagierten Vorstandsmannschaften dem Verein wichtige Impulse verlieh. Besondere Erwähnung verdient auch die überaus erfolgreiche und integrierende Arbeit in den Jahren um 1950, die besonders in der neugegründeten Handballabteilung ihren Ausdruck fand. Durch die ausgleichende Vereinsführung des damaligen 1. Vorsitzenden Josef Wachtel, in Zusammenarbeit mit dem Handball-Obmann Horst Oldenburg, wurde ein harmonisches Nebeneinander der beiden Abteilungen gewährleistet. Aus dieser Zeit sind bis heute menschliche Bindungen an Niederklein und den Verein bestehen geblieben
In den folgenden Jahren, auch infolge der Auflösung der Handballabteilung, dominierte dann wieder der Fußball das Vereinsgeschehen Auf dem bereits ausgewiesenen Gelände" Am Kies" konnte ein Sportplatz hergerichtet und ein ordentlicher Spielbetrieb aufgenommen werden. Flüchtlinge, Vertriebene sowie Einheimische fanden damals im Verein eine sportliche und gesellige Heimat.
Der angestrebte sportliche Erfolg blieb auch nicht lange aus, bis dem SV im Spieljahr 1951/1952, nach C und B-Klasse, der Aufstieg in die A-Klasse gelang, Garanten einer erfolgreichen Vereinsarbeit in dieser Zeit waren Spieler und Funktionsträger wie: Josef Wachtel, Alfred Maus, Leo Gruß, Walter Mönninger, Fritz Botthof, Heini Nahrgang, Alfons Schmitt, Oskar Schmitt. Hans Marten, Josef Feußner, Norbert Hermer, Lorenz Gnau, Rudi Hämmerling, Wilhelm Koch, Walter Berg, Roland Jäschke, Walter Jarnot, Otmar Bieker, Alfred Koch, Günter Oberwein, Ferdi Gnau, Willi Schneider u,a. Nachdem zwischenzeitlich der Abstieg in die B-Klasse hingenommen werden musste, gelang im Spieljahr 1960/61 der erneute Aufstieg in die A-Klasse, der die Mannschaft ununterbrochen bis 1982 angehörte. Spieler, wie Wigbert Botthof, Helmut Botthof, Alfred Becker, Lothar Becker, Rudi Klaner, Rudi Dörr, Oswald Schmitt, Wilfried Maus, Walter Nebel, Gerhard Hohmann, Bernhard Goldbach, Gerd Helfenritter u.a. seien hier stellvertretend für diese Zeit genannt. Diese 6O-iger Jahre waren stark geprägt durch den Einsatz von Bundeswehrsoldaten, die im nahen Stadtallendorf und Neustadt ihren Standort hatten. Die Spielernamen Billmann, Jansen, Zilger, Breitenbach, Westermann, Neuhaus, Umbs, Böker u.a. sind vielen noch in guter Erinnerung. Auch sind aus dieser Zeit viele familiäre Verbindungen entstanden. Sportlich wurde ein sicherlich energisch angestrebter Aufstieg in die Bezirksliga in den kommenden Jahren teilweise nur knapp verpasst.
Auch die recht spielstarken Mannschaften der 70-iger Jahre, angeführt durch das Duo Gerhard Koch und Georg Finis, sowie durch die erfahrenen Größen Wilfried Becker und Wolfgang Mildner, konnten dieses Ziel nicht erreichen. Es wurden jedoch damals bereits die Voraussetzungen für das spätere Gelingen dieses sportlichen Zieles gelegt, indem wieder stärker auf die eigene Jugend gebaut wurde und ein Großteil dieser jungen Spieler zu Stammspielern der 1. Mannschaft avancierte.Die Früchte dieser Arbeit konnten in der Saison 1981/82 geerntet werden, als die Mannschaft in einem denkwürdigen Entscheidungsspiel gegen den FSV Schröck in Kirchhain (vor 3500 Zuschauern) mit 5:3 Toren gewann und in die Bezirksliga aufstieg. 

 

Die Mannschaft in ci. Betreuer hatte folgendes Aussehen: Joachim Brunner, Alfred Gruß, Joachim Finis, Walter Finis, Manfred Rödding, Georg Finis, Manfred Saipt, Rüdiger Feußner, Helmut Jüngst, Matthias Gnau, Jürgen Thiele, Georg van Moll, Ralf Kräling. Thomas Wachtel,
Trainer: Jürgen Carle Masseur: Josef Lemmer Betreuer: Manfred Gruß, Peter Simon, Gerhard Jarnot
Auch in der höheren Spielklasse machte diese Mannschaft eine gute Figur, konnte jedoch, durch personelle Dezimierung geschwächt, den Abstieg im Jahre 1984 nicht verhindern. In den folgenden Jahren konnte sich in der A-Klasse wieder eine neue Mannschaft als stabile Größe etablieren, woran der ehemalige Spieler Helmut Jüngst als Trainer seinen Anteil hatte. Spieler dieser Generation. wie Michael Grube, Jürgen Schlick, Stefan Herzig. Volker Huhn, Andreas Gornert, Dieter Huber, Raimund Jüngst, Ralf Krälng und die Gebrüder März, sind teilweise noch bis heute aktiv. Als sportliche Höhepunkte sind sicherlich die Qualifikation zur neu strukturierten Bezirksliga, sowie das Erhalten dieser Klasse in einem abermaligen Entscheidungsspiel gegen Großseelheim (2:1 Sieg) im Jahre 1992 von Bedeutung. Als für die Mannschaft und für den Verein besonders tragisches Ereignis ist in diesem Zusammenhang der Tod des damaligen Stammtorhüters Martin Böttner zu erwähnen, der kurz vor Ende der Spielrunde 1991/92 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam Im Gedenken an diesen großartigen Sportsmann wurde von dem damaligen Trainer Klaus Mund spontan ein Pokal gestiftet, der jährlich einem herausragenden Sportler des Vereins zuerkannt wird. Dies zeigt, daß in allen Zeiten ein Verein auch von Schicksalsschlägen nicht verschont bleibt.
In den darauf folgenden Jahren wurde die Situation im Spielbetrieb durch einen eingeleiteten Umbruch gekennzeichnet, galt es doch, durch Integration junger Spieler aus der eigenen A-Jugend eine neue Mannschaft um die verbleibenden erfahrenen Kräfte aufzubauen. Einen hervorragenden Unterbau stellt dafür die 2. Mannschaft des Vereines dar, die bereits über einige Jahre zu einer spielstarken Einheit herangewachsen ist und im Spieljahr 1995/96 sogar die Meisterschaft in ihrer Klasse erringen konnte. Neben den rein sportlichen Geschehnissen haben in den vergangenen Jahren auch andere wichtige Daten das Vereinsleben beeinflusst.
So ist zunächst das Jahr 1969 zu nennen, in dem der Verein in das Vereinsregister eingetragen wurde und seitdem als eingetragener Verein geführt wird. Auch das 50. Vereinsjubiläum mit Gästen des ehemaligen fränkischen Spitzenclubs Bayern Hof und ansprechendem sportlichen Programm hat eine besondere Erwähnung verdient.
Des weiteren gehört sicherlich die Einweihung unseres neuen Sportgeländes im, Jahre 1974 zu diesen herausragenden Ereignissen. Das Fußballspiel der damaligen Spitzenmannschaft (mit Bundesligaambitionen) Hessen Kassel und ein buntes Unterhaltungsprogramm im Festzeit bildeten die Höhepunkte des Festes. In diesem Zusammenhang gebührt dem damaligen Bürgermeister Heinrich Schneider ein besonderer Dank für seine Initiative in der Sportplatzfrage. Gleichzeitig konnte auch das in Eigenleistung errichtete Vereinsheim seiner Bestimmung übergeben werden. Im Jahre 1988 wurde dieses durch einen großzügigen Anbau erweitert, um den gewandelten Anforderungen gerecht zu werden und auch die Bedingungen für das gesellige Zusammensein zu schaffen. Besondere Verdienste bei diesem Projekt haben sich die damalige Vorstandschaft unter Führung des 1. Vorsitzenden Günter Herzig sowie eine Vielzahl hilfsbereiter Mitglieder erworben, die durch tatkräftige Mitarbeit die Realisierung dieser Baumaßnahme ermöglicht haben.
Wurde in der Vergangenheit die Pflege und Unterhaltung dieser Anlagen dankenswerterweise von der Kommune übernommen, so sind diese Aufgaben nun in die Eigenregie des Vereines übergegangen, wodurch seine wirtschaftliche Situation nicht unwesentlich beeinträchtigt wird. Außerdem bedeutet dies eine erhebliche Aufgabenerweiterung für die ehrenamtlichen Kräfte im Verein, was nicht selten an die Grenzen der Belastbarkeit und zeitlichen Beanspruchung des Einzelnen führt.

Perspektiven

Im Zuge des Wandels der Freizeitgewohnheiten hat der Verein versucht, immer wieder seine Angebotspalette, zusätzlich zur Hauptbetätigung Fußball zu erweitern, was in der Gründung einer Tischtennisabteilung, einer Gymnastikabteilung, einer Kinderturnabteilung und einer BasketbaIlabteilung seinen Niederschlag fand.
Heute sind noch die Gymnastik und Kinderturnabteilung aktiv dem Verein angeschlossen. Der Tischtennissport wird nun in einem eigenständigen Verein betrieben. Besondere Erwähnung verdient an dieser Steile die Gymnastikabteilung, die ebenfalls in diesem Jahr ihr 3O-jähriges Bestehen feiern kann. Durch ihre vielfältigen sportlichen und geselligen Aktivitäten stellt sie eine Bereicherung des Vereinslebens dar. Auch haben die Gymnastikdamen durch Ideen und ihre engagierte Mitarbeit über alle Jahre zu einem Gelingen der Vereinsveranstaltungen beigetragen.
Einen wichtigen Schwerpunkt der Vereinsaufgaben bildet seit Jahren die Betreuung der Jugendlichen. In der Überzeugung des erzieherischen Wertes des Sportes für die Jugend wird dieser Arbeit zunehmend große Bedeutung beigemessen. Allerdings besteht seit Jahren an ehrenamtlichen Helfern und Betreuern ein großer Mangel, was zwangsläufig zu einer Überbelastung der verantwortlichen Übungsleiter führen muß.
Gewiß sind gesellschaftliche Veränderungen für diese Entwicklungen eines zurückgehenden Einsatzes für gemeinschaftliche Ziele mitbestimmend, doch sollte dies die Aktivitäten im Verein nicht lähmen, wissen wir doch, daß aller Wandel auch immer eine Chance in sich trägt.
Den Verantwortlichen sind diese Anpassungen in den vergangenen Jahren sicherlich überwiegend gelungen, wofür Vorsitzende und langjährige Vorstandsmitglieder wie Karl GrößI, Willi Wachtel, Günter Herzig, Hans Höpfner und Wifried Mönninger stellvertretend genannt seien
Wir sind überzeugt und zuversichtlich, daß sich der Verein positiv weiterentwickeln wird, wenn er sich auf seine ursprünglichen Gemeinschaftstugenden besinnt und diese in zeitgemäßer Form vertritt und anbietet. Die notwendigen Aufgaben müssen wir selbstbewußt und hoffnungsvoll angehen, um auch wieder junge Menschen für diese ideale zu begeistern. In den Abteilungen des Kinderturnens, der Frauengymnastik, der Fußballjugend und den Seniorenabteilungen gibt es dafür genügend Ansätze.
In diesem Sinne soll auch ein Förderkreis wirken, der ins Leben gerufen wurde, mit dem Ziel. sowohl den Spielbetrieb als auch das gesellige Zusammensein im Verein ganz allgemein zu unterstützen
Hoffen wir für die Zukunft, daß der SV Rot-Weiß Niederklein den bevorstehenden Herausforderungen gewachsen ist, er auch seine innerörtlichen Funktionen verantwortlich wahrnimmt, und so nach Innen und Außen einen positiven Beitrag zu einem gesunden Gemeinschaftswerk leisten kann.